Lyanna-Geschichte von Doris Lemke


Lyanna war nun schon seit Tagen in diesem Wald unterwegs. Tage inmitten von grünen Blättern, Sträuchern und Moos. Es war warm, und Lyanna hielt Ausschau nach einem Platz, wo sie Rast machen könnte. Da hörte sie ein Geräusch. Sie duckte sich und ein gefiedertes Etwas zischte an ihr vorbei und schlug dumpf irgendwo auf. Lyanna hob den Kopf, und als sie sich umdrehte, sah sie den Pfeil im Baum stecken, sein Schaft zitterte noch.

Vorsichtig drehte Lyanna sich um und spähte in die Richtung aus der die fliegende Gefahr gekommen war. Undeutlich nahm sie in größerer Entfernung, am anderen Ende der Lichtung wahr, wie sich einige Zweige merkwürdig ruckartig bewegten. Der Jäger ? Oder doch nur der Wind ? Langsam, den Blick weiterhin auf das gegenüberliegende Gebüsche geheftet, wendete sie sich dem Geschoß zu, ergriff es und machte sich daran, die Spitze aus dem Stamm zu entfernen. Der Pfeil saß ziemlich tief. Das deutete darauf hin, daß es in Entfernung von weniger als 100 Yards noch einen Menschen geben mußte...oder zumindest ein Wesen, das die Kunst des Bogenschießens beherrschte.

Lyanna untersuchte den Pfeil und unterdrückte einen Laut des Erschreckens, als die Spitze plötzlich zu glühen begann. Sie hatte davon gehört, aber... das waren nur Märchen, erzählt am Lagerfeuer in ihrer Kindheit, während sie im Arm ihrer Tante lehnte und dem Spiel der Flammen zusah....- Unsicher starrte sie auf die noch immer heiße Pfeilspitze und versuchte sich zu erinnern: Tramahnen, nannten die Menschen das Volk dieser hochgewachsenen Krieger, die in einer Welt lebten, welche sich nur alle 6,4 Jahre im Wandel des ewigen Gezeitenstroms einmal für wenige Tage mit der Welt der Menschen vereinte. Sie waren es, die mit Pfeilen schossen, deren Spitze aus einem Element gefertigt war, das bei Berührung durch Menschen zusammenschmolz und eine häßliche Narbe auf der Haut hinterließ... - Lyanna ertappte sich dabei, vor Schreck die Hand geöffnet zu haben, wodurch der Pfeil zu Boden fiel. "Ammenmärchen" dachte sie, sah auf den Boden, wo der Pfeil lag und einen ganz irdischen Eindruck machte. Sie hob den vollen Schopf ihres langen braunen Haares und überschaute die Lichtung. "Tramahnen, Tramahnen..." hämmerte es in ihrem Kopf, als sie die Körper auf sich zukommen sah. Vier kräftige Gestalten, gut gebaut, mit einer Muskelkontur, die von trainierter Kraft und Sehnigkeit zeugte, kamen über den schmalen Waldschlag mit direktem Kurs auf sie, Lyanna, die Herrin der Wälder. Verwirrt blicke sie umher, auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf, während die lederbekleideten Fremden immer näher kamen. "Sinnlos!" Fiel es Lyanna ein, man hatte sie längst entdeckt, wieso sonst hatten sie auf sie geschossen ? Aber hatte man versucht sie zu treffen ? Sollte es eine Warnung sein, oder war es um die Schießkünste der Muskelpakete nicht gut bestellt? Nein! Diese Leute waren Krieger, sie wußten genau wohin sie zielten. Etwas beruhigt über die Erkenntnis, daß man ihr offensichtlich nicht gleich nach dem Leben trachtete schöpfte Lyanna neuen Mut und trat entschlossen - so wie es sich für ihre Erziehung gehörte - aus dem Gehölz hervor. Sie schleuderte den unbekannten Gestalten entgegnen: "Ich bin Lyanna, Tochter des Gwyll, Hüterin des Waldes von Paxor" schallte es über die Rodung. "warum schießt Ihr auf mich ?" Schlagartig blieben die vier stehen. Sie hatten jetzt etwa 30 Meter Abstand zu Lyanna. Der linke Kämpfer trat hervor, die Sonne spiegelte sich wie tausend kleine Tröpfchen in seinen blauschwarzen Haaren und sein Mund formte einige Laute, die Lyanna niemals zuvor gehört hatte. "Ich verstehe Euch leider nicht" gab sie enttäuscht zurück und versuchte mit den Händen eine Geste zu machen, die ihre friedfertige Absicht andeuten sollte. Dabei beobachtete sie wachsam die Waffen und Schilde an den Lenden der Giganten.

"Die Tramahnen pflegen sich die gesundesten Tiere aus den Ställen der Menschen zu holen und manchmal nehmen sie auch eine Jungfrau mit" hörte sie Tante Charil in ihren Gedanken erzählen....Lyanna trat dem Wortführer beharrlich entgegen. Die Tramahnen waren von überwältigender Gestalt, so daß Lyanna gerade einen Kopf über die glänzende Gürtelschnalle aufragte, die das leichte fremde Gewand zusammenhielt. Fest blickte sie in die meergrünen Augen des Hervorgetretenen und glaubte plötzlich in einen Sog zu geraten. Etwas zog ihren ganzen Körper an, kräftig wie ein starker Magnet, als wolle es von jeder Faser ihres Körpers Besitz ergreifen..... Vergeblich versuchte sich Lyanna dem Bann zu entziehen. Sie taumelte, spürte nur noch, wie sich alles um sie herum auflöste. Sie wurde eins mit dem wunderschönen Grün dieser allesumfassenden Augen...


"Wir brauchen Dich", hörte sie die feste Stimme sagen" ihr Kopf dröhnte noch, als sie die Augen wieder aufschlug. Ein altes Tramahnengesicht mit weißem Haar und wieder ein Paar grüne Augen -allerdings von viel geringerer Intensität - lächelte Lyanna an. Neben der Lagerstatt, auf der sie sich jetzt zögernd aufrichtete, stand ein Schrank aus massivem Holz mit fremden Schnitzereien. Ein ebenso massiver Thron und drei schlichtere Stühle umfingen den wuchtigen hölzernen Tisch, der die Mitte des Raumes bildete. Benommen sah sie sich um und erkannte in der Eingangstür unscharf die Konturen des großen dunkelhaarigen Jägers. Sie blinzelte und ihr Blick blieb Bruchteile einer Sekunde an den Augen des Hünen hängen, bevor sie sich schnell abwendete und allmählich ihre Sprache wiederfand. "Was?...Wo...? Wer seid Ihr, zum Himmel ? Was ist geschehen ?" sprudelte Lyanna hervor. "Ein hübsches Gesicht!" dachte der Alte und versuchte Lyannas Gedankenwellen zu finden. "Ihr, Herrin der Wälder, verzeiht uns die ungnädige Tat der Entführung, aber mein Volk und ich wußten keinen anderen Ausweg, da wir uns in Eurer Welt nicht verständlich machen können!" Es war Lyanna als hätte sie sich eben selbst sprechen gehört. "Wir brauchen Euren gelehrten Rat, Eure Hilfe und Euer unschätzbares Wissen um die Weisheit der Bäume." Lyanna schüttelte den Kopf. Sie sprach mit sich selbst...und doch waren die Worte nicht ihre, obwohl sie überaus verständlich waren. Sie schaute fest das Gesicht des Greisen, das sich wie gegerbtes Leder um seinen Schädel spannte. "Nicke, wenn Du es bist, der in mir spricht" sagte sie zu ihm oder dachte sie es nur ?. Sie wußte es nicht. Der Alte wiegte den Kopf vorwärts. Jetzt begriff sie. Der Mann, der ihre Stimme benutzte, damit sie ihn verstand, ergriff behutsam ihren Arm und deutete ihr mit nach draußen zu kommen.

ihren Augen erschloß sich ein paradiesischer Garten. Unzählige Pflanzen hatten hier ihre Wurzeln. Alles grünte in triebiger Kraft und die Blütenfarben tauchten die Landschaft in ein buntes Lichtermeer. "Wie schön" dachte Lyanna und erkannte zu ihren Füßen ein paar Fliegenpilze. Sie machte ein paar Schritte vorwärts und zog den Kelch einer besonders prächtigen roten Blüte dicht an ihre Nase....."Nicht! Sie ist giftig!" hörte sie sich wieder selbst sagen, in einem Ton der auffordernd und ängstlich zugleich klang. Sie drehte sich um hinter ihr stand er, der Schöne mit den unergründlichen Augen, durch deren Magie sie hier war. Auf seine wohlgeformten Lippen lag ein feuchter Schimmer. Bei der Vorstellung, daß diese ihren Körper berühren würden, fiel Lyanna wieder ein, daß diese Wesen irgendwie mit ihren Gedanken kommunizierten. Der attraktive Unbekannte lächelte..."Kathanael", sagte er "ich bin Katahnael, Sohn des Bryus, Herrscher über die Tramahnen" "Was ist, wozu braucht ihr mich und wieso bin ich hier?" fragte Lyanna jetzt mit betont fester Stimme. "Es ist so" begann der Fremde sie seine Gedanken aussprechen lassen, und wies mit einer zum Setzen auffordernden Handbewegung auf eine schöne Holzbank im vorderen Teil des Naturgartens. "Seit vielen Generationen leben wir Tramahnen mit der Natur. Unsere Welt bietet alles was wir brauchen, und wenn wir in den Tagen der Zeitgleiche einmal ein Schaf oder eine Kuh, oder auch einen Fasan von Eurer Welt mitgenommen haben, so geschah dies nur um unsere Artenvielfalt noch zu vergrößern." Katanaels grüne Augen begannen sich zu verdunkeln "Aber vor Jahren begann die Plage: Männer Frauen und Kinder winden sich plötzlich in Krämpfen, erbrechen sich und nicht wenige sterben. Erst trat das nur vereinzelt auf, dann immer häufiger und jetzt kann jeder seinem Leben auf diese Weise ein Ende setzen, wenn er eine Pflanze verspeist. " Lyanna verstand nicht. "Von welcher Pflanze sprecht ihr?" fragend blickte sie in das ansehnliche Gesicht des Herrschers "Von ALLEN Pflanzen!" dröhnte die Antwort in ihrem Kopf. "Ihr sagt alle Pflanzen in Eurer Welt seien giftig ?" Ungläubig musterte sie ihr Gegenüber dessen starke Schultern jetzt ziemlich zusammengesunken waren.

"Ja, Hüterin des Waldes, alle, inzwischen ausnahmslos. Es waren zunächst nur einige aber es wurden immer mehr. Es dauerte eine Weile bis wir den Grund für die Plage gefunden hatten, denn sie Gerste, mit der wir gestern noch Brot backten machte uns heute schon krank. Wir essen seit Monaten nur noch Fleisch, trinken nur noch Milch und abgekochtes Wasser, denn auch die Pflanzen in den Flüssen haben ein schwaches Gift entwickelt". Kathanael seufzte. "Wir werden alle sterben, denn das Fleisch ist nicht genug für alle. So schnell wachsen die Lämmer nicht, Lyanna!" Sie vertraute diesem Mann auf unerklärliche Weise. Er schien verzweifelt und nicht darauf aus ihr nach dem Leben zu trachten. Abgesehen davon hatte sich die Geschichte mit den Jungfrauen, die die Tramahnen vorgeblich stahlen, als Erfindung ihrer Tante entpuppt. "Aber warum habt Ihr in den Zeiten der Weltengleichheit nicht pflanzliche Nahrung von uns gestohlen ?" wollte Lyanna wissen. "Es hätte sowieso nur ein paar Tage gereicht. Wir können nur soviel nehmen, wie wir tragen können, ohne entdeckt zu werden." war die knappe Antwort. Lyanna sprach sie aus. Sie hatte inzwischen gelernt, zwischen ihren Gedanken und seinen zu unterscheiden. "Aber wozu soll ich Euch nützlich sein?" wollte die Hüterin des Waldes wissen und blinzelte mit ihren rehbraunen Augen gegen die Sonne. "Ich kann nicht einmal die Schafe scheren, geschweige denn Lämmer vermehren!"

"Das ist es nicht" erwiderte Kathanael. "Die Natur hat sich gegen uns gerichtet. Wir bitten Euch: Nehmt mit Ihr Kontakt auf. Findet heraus weshalb wir keine ungiftigen Pflanzen mehr in dieser Welt wachsen, obwohl der Boden ertragreich und rein ist!"

Nach einer kurzen Gesprächspause stand die drahtige Frau auf "Also gut, wenn Ihr wollt, ich kann es versuchen" entgegnete sie. "Bringt mich zum größten Baum, den Ihr kennt."


Die Fahrt dauerte einen Tag und eine Nacht, in der Lyanna den Wohlgeschmack von über dem Holzfeuer gebratenem Krähenfleisch und auch einiges von der urigen Landschaft kennenlernte. Alle paar Kilometer fanden sich kleine Siedlungen aus großen wuchtigen rundlichen Holzhäusern, die den hochgewachsenen Tramahnen ein Heim boten. Der ebenfalls hölzerne Wagen holperte über den Feldweg, als Lyanna schon von weitem die Wipfel der Waldriesen wiegen sehen konnte. Erinnerungen an die Erzählungen von Mammutbäumen aus ihrer Welt wurden bei dem Anblick in ihr wach. Katanael unterbrach ihre Träume , indem er ihre Hand nahm und ihr zu verstehen gab, daß sie den Rest der Aufgabe allein lösen müsse. Die Herrin aus der Menschenwelt lächelte ihren Begleiter auf so zauberhafte Weise an, daß Kathanael fast der Atem stockte. Ein Stich lief ihm durch den Magen als er den behenden Bewegungen nachsah, mit denen sich ihr kleiner Körper von ihm entfernte.


Lysannas Aufgabe war schwieriger als sie zunächst dachte. Mit den Bäumen in Kontakt zu treten war für sie eigentlich keine große Herausforderung. Sie hatte das schon oft getan. Sie verstand die Sprache der Bäume, die sich durch das rhythmische Rauschen der Blätter mitzuteilen wußten...zumindest demjenigen, der eingeweiht war in die Mysterien des Pflanzenreiches. Aber diese Bäume antworteten ihr nicht. Riesenhaft und grimmig ragten sie über ihr empor, als wollten sie in die Wolken tauchen. Lyanna konzentrierte sich erneut. ihr zartgliedrigen Finger schrieben Figuren in die Luft als wolle sie das Blätterrauschen nachbilden. ihre Augen waren fest geschlossen.

Die Bäume sind die Anführer in der Natur. sie sind die Könige des Waldes. Die größten regieren die kleineren. Die Bäume sind alt und sie waren schon lange vor den Menschen auf der Welt. sie überdauerten viele Generationen und kennen Geschichten und Wahrheiten aus der Vergangenheit, die helfen können die Zukunft besser zu verstehen. Oft schon hatte Lyanne bei schweren Entscheidungen die Bäume befragt. Wenn sie auch nicht immer helfen konnten, fehlgeleitet haben sie sie nie.

Plötzlich wurde Lyanna von einem Sirren erfaßt. Ein ungewöhnliches Zittern der Erde unter ihren Füßen folgte. Im Geäst über ihr knackte es beängstigend. Es war als ob der grüne Riese nicht mit ihr sprach, sondern sie anschrie: "Sie haben uns alles genommen. Sie morden uns zu unzähligen, sie bauen ihre Häuser, ihre Werkzeuge, ihre Wagen, ihre Möbel aus uns. Mit unseren Fasern flechten sie Körbe Vorhänge und weben Kleider. Sie essen uns und sie töten uns damit sie ihre Feuer mit uns entzünden können. Sie benutzen uns selbst um sich sinnlose Nachrichten zu schreiben und sie essen sogar unsere Samen ohne neue zu pflanzen!" Der Tonfall des Baumes wandelte sich von Wut zu Traurigkeit. "Sie haben nichts verstanden. Sie leben nicht mit uns im Einklang. Sie leben, um uns zu töten."

Lyanna versank immer tiefer in ihren Gedanken, die dem klagendem Rauschen des Baumes, dem Sinnbildes des Lebens, lauschten. Jetzt verstand sie wie es zum Widerstand der Pflanzen kommen konnte. Die Tramahnen hatten alles Notwendige der Natur entnommen ihr aber nichts gegeben. Sie besaßen nicht die Fähigkeiten der Pflanzenpflege und die Kenntnisse des Ackerbaus. Sie haben niemals neue Bäume gepflanzt, niemals ihre Nahrung selber eingesät.. Niemals haben sie in Trockenzeiten die Pflanzen bewässert, sie vor harten Wintern geschützt, oder gegen die Stürme befestigt. Solche Dinge waren ihnen unbekannt. Sie waren Sammler und sie haben alles genommen was sie brauchen konnten. Der Baum erzählte Lyanna, wie er und die ihm untertänigen Pflanzen seit Jahrzehnten immer in den Zeiten der Weltengleiche die Baupläne der Giftpflanzen in der anderen Welt studiert hatten, wie hart sie sich vorbereitet haben und wieviel Metamorphose sie zu jedem Jahreswechsel betrieben haben, bis sie endlich ein Mittel entwickelt hatten, sich gegen die unweigerliche Ausrottung durch die Tramahnen zur Wehr zu setzen.

Lyanna begann dem Königsbaum zu erzählen, wie die Menschen mit der Natur leben und der Baum wisperte: "Ja, ich habe sie lange studiert Eure Welt. Menschen und Pflanzen achten und brauchen sich gegenseitig. Ihr atmet unseren Sauerstoff aus, pflegt und bewahrt uns davor, daß wir uns gegenseitig das Licht nehmen, indem ihr zu wilde geile Triebe hemmt...- Ihr vermehrt uns, beschenkt Euch mit Blumen und manche von Euch sprechen sogar mit uns. Warum können die Tramahnen nicht auch so sein ?"

"Ich werde das mit ihnen erörtern." versprach Lyanna und verstand jetzt endlich ihre Berufung als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Natur in dieser anderen Welt.

"Gebt mir ein Zeichen als Beweis, daß es Euch ernst ist und daß ihr bereit seid, wieder mit den Tramahnen zu teilen, wenn diese gelernt haben Euch zu achten!" gestikulierte sie dem Waldriesen, und unter leisem Knacken fiel ein grünblättriger Ast vor ihre Füße.


Katanael hatte gewartet, wie er versprochen hatte. Bereits auf dem Heimweg zum Herrschersitz des Tramahnenvolkes berichtete die Naturfrau was ihre Unterredung mit dem Baum ergeben hatte.

Der grünäugige Anführer war noch immer ungläubig, als er jetzt in Hof auf und ab ging, während der weise Alte, den Lyanna in dieser Welt zuerst erblickt hatte, seine Gedankensprache an Lyanna richtete. "Was ist, wenn er nicht funktioniert, Dein Plan?" "Was habt Ihr für eine Wahl ?" Entgegnete Lyanna mutig. "Ich kann nicht meine ganzen Krieger zu -wie nennt ihr das -"Bauern" machen, für eine wilde Geschichte von einer Frau" fuhr Katanael sie jetzt an. "Am Ende führt Ihr uns nur an der Nase herum, weil Ihr um Euer Leben fürchtet". "Wenn ich um mein Leben fürchtete, würde ich dies nicht tun" sagte Lyanna, nahm den Zweig den sie noch immer in den Händen hielt, seit er ihr zu Füßen gefallen war und biß beherzt in die Blätter "-Nicht!" hörte sie Katanaels Gedanken energisch in ihrem Kopf widerhallen. Kein Zweifel er mochte sie. "Ich denke, daß dies Beweis genug ist, daß ich die Wahrheit spreche" rief sie in der Hoffnung, daß der Baum es ehrlich mit ihr gemeint hatte, während sie die Blätter zerkaute. Nichts weiter geschah. "Du bist nicht von dieser Welt" konterte der Alte, laßt eine Frau aus dem Volk bringen" und Lyanna sah, wie er einem Krieger deutete, der wachsam am Rande des Phantasiegartens gestanden hatte.

Als es Abend wurde suchte Katanael die Herrin der Wälder in dem ihr zugeteilten Gemach auf um über ihre Rückkehr zu sprechen. "Wenn es wahr ist, was ihr sagt und die Natur sich mit uns wieder versöhnt, sofern wir sie pflegen, bringen wir Euch noch heute in Eure Welt zurück, denn heute ist der letzte Tag der Gleichheit zwischen den Welten. Wenn es jedoch nicht wahr ist, werdet Ihr hierbleiben und mich heiraten, um Kinder mit mir zu zeugen, die dem Gift der Pflanzen trotzen, so wie Euer Körper es tut. So will es die Instanz."

" Oh!" Welch schreckliche Drohung! dachte Lyanne amüsiert, während ihr Blick über den wohlgeformten Körper des grünäugigen Jünglings glitt, ohne eine Stelle auszulassen.

Wie von unsichtbarer Hand geführt, ließ sie dem Blick ihre Hand folgen. Bevor sie sich bewußt werden konnte was sie tat, schmolz Kathanaels Härte nach der ersten Überraschung unter ihren Berührungen dahin. Er erwiderte ihre Gefühle indem er mit zarten Bewegungen ihren zierlichen kleinen Körper erkundete, während sich ihre Lippen zum vereinigenden Kuß zwischen Tramahnenhäuptling und Waldfürstin trafen. Kathanaels Hände begegneten Lyannas zarten festen Brüsten und die Leidenschaft legte ihr Tuch über die beiden Liebenden, deren Körper inzwischen unbändig zueinander drängten.

Blitzartig, im sinnlichsten Moment, sprang Kathanael vom Lager auf und griff sich ordnend in die Haare, als die Tür aufsprang und der beauftragte Krieger mit einer Frau aus dem Volk in der Tür stand. "Wenn sie die Wahrheit gesagt hat" dachte der Anführer bedauernd über Lyanna "wird sie mich nicht heiraten, weil man ihr erlauben wird, in ihre Welt zurück zu gehen. Hat sie aber gelogen ist sie meine Liebe nicht wert..." Kathanael forderte Lyanna auf, den Ast zu holen. Er zwang die Tramahnenfrau, die sich im festen Griff des anderen Kämpfers heftig wehrte, davon zu essen. Sie spuckte und es half auch nichts ihr zu erzählen, daß die Pflanze nicht giftig sei. Sie schrie und weinte aber der kräftigere Krieger stopfte ihr die Blätter unbarmherzig in den Mund. Man zwang sie zu kauen. Schließlich gab die Frau den Widerstand auf. Reglos hing sie jetzt plötzlich in den Armen des Gefolgsmannes, der sie sichtlich enttäuscht zu Boden sacken ließ. - Niedergeschlagen wandte Kathanael seinen Kopf Lyanna zu. Das Feuer in seinen Augen war erloschen. "Ihr wart unsere letzte Hoffnung...."

"Aber ich mag Euch, deshalb bringe ich Euch zurück in Eure Welt. Schnell. Wie müssen sofort aufbrechen" hörte sie Kathanaels Worte mit ihrer Stimme. Sie verließen hastig das Herrschaftsgebäude. Lyannas Herz setzte einen Moment aus, als der Riese, den sie in den vergangenen aufregenden Tagen so liebgewonnen hatte, sie aufforderte, in seine Augen zu sehnen. Sie spürte den Sog...- sollte sie die Augen schließen? Wenn sie sich wehrte, könnte sie vielleicht hier bleiben bei IHM.... Der Magnetismus setzte ein, ihr Körper spannte sich, sie verlor die Orientierung, tauchte in ein Wattemeer, in ein dunkles Loch und einen bunten Himmel zugleich, während ein Reiter sich im hastigen Galopp dem Wiesenrand näherte, an dem Kathanael Abschied von Lyanna nahm. "Was sagt Ihr?" Katanael blicke den Reiter argwöhnisch an und gestikulierte aufgebracht "Sie ist nicht tot ?" "Sie hat vor Angst Kreislaufversagen bekommen, Sir! "" Es geht ihr also gut?" Es geht ihr gut!" Es geht ihr gut!!! Katanaels Gedanken klangen fast Wie ein Lied. "Lyanna !!! Der Boden um ihn herum war leer.


"Lyanna!!!" Katanael versuchte ihr zu folgen, aber die Zeiten zwischen den Welten schienen sich getrennt zu haben, oder war es seine Aufregung? Er konzentrierte sich... Aber so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht in der Menschenwelt zu erscheinen....

Er würde sich damit abfinden müssen erst in 6,4 Jahren wieder in ihre scheuen Rehaugen blicken zu können, aber er nahm sich Großes vor und würde Lyanna von erheblichen Fortschritten in Erlernen des Ackerbauhandwerkes und der Pflanzenzucht berichten. Von nun an würde sie es sein, die sein Tun beflügelte und es würden die Tramahnen sein, die die Menschenwelt regelmäßig besuchen um von ihr zu lernen!




Lyanna wurde in seltsam verwirrtem depressivem Zustand auf einer Waldlichtung gefunden. Immer wieder formten ihre Lippen das merkwürdige Wort "Kathanael". Man brachte sie nach Hause zu ihrer alten Mutter, die im Jahr darauf an einer schweren Grippe starb und damit Ihrem Vater folgte. Weitere 5 Jahre und drei Monate später, war die zurückgezogen im Wald lebende Lyanna verschwunden...


Doris Lemke


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Meriamon, Hüterin des Mondsees, 25.03.1999

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